Theaterstück Ausschnitt
© Corinne Othenin-Girard 2016/7 und 03.2020
Tümpel aus Buchstaben
Einakter
Personen:
THE PROFESSOR(H): über 60, er spielt einen Aphasiker der zwei Stimmen hat. Die zwei Stimmen sollen im weitesten Sinne unterschiedlich sein.
Gesprochene Stimme (GS): sehr mühsam, wiederholte Anfänge des Wortes, mit Unterbrüchen und Pausen (also mit Aphasie)
Denkende (innere) Stimme (DS): flüssig, aber jedes Wort klar und deutlich, melodiös, energisch
Die denkende Stimme (DS) können weder die Autorin/Regisseurin, noch MR/MS Estate of Performing Rights hören. Der Junge hingegen kann. Immer wenn The Professorin derdenkenden Stimme spricht, zeigen die Autorin/Regisseurin und MR/MS Estate of Performing Rights, dass sie immer nervöser werden, weil es für sie immer eine sehr lange Sprechpause ist.
AUTORIN UND REGISSEURIN(D): ungefähr25, auffällig angezogen, hat ein iPad in Umhängetasche, dass sie immer wieder herausnimmt, um nachzuschauen ob alles läuft wie geplant.
MR/MS ESTATE OF PERFORMING RIGHTS“(H oder D): ungefähr 40, trägt einen Anzug, man sieht keinen Kopf, stattdessen sitzt ein grosser, goldener Rahmen auf den Schultern, in dem steht, anstelle eines Bildes: Estate of Performing Rights
JUNGE: ungefähr 12 (- 15), aufgeweckt
Drei Erdhügel, drei Kreuze darauf, ohne Namen. Der eine Erdhügel ist übersäht mit sehr grossen, gelben Rüben und ein paar Stiefel hängen am Kreuz. Der zweite Erdhügel ist übersäht mit sehr grossen schwarzen Radieschen und über die Spitze des Kreuzes ist ein Hut (Bowler Hut) gestülpt. Auf dem nächsten Erdhügel sieht man einen halb vergrabenen, umgekehrten Klappstuhl, eine Peitsche, die um das Kreuz gewickelt ist. Eine dunkle Brille oben auf.
Der Baum: Die rechte Seite sieht abgestorben aus, die linke ist schön mit Blättern behangen.
Die drei Erdhügel und der Baum sind auf einem Stück verschiebbarem Boden (ca.¼ oder etwas mehr der ganzen Bühnenfläche) befestigt. Schauspieler können das Bühnenbild beliebig verschieben.
JUNGE
Kommt auf die Bühne mit dem Fahrrad und legt es irgendwo hin. Betrachtet das Bühnenbild. Dann geht er nach vorne und sitzt sich auf den Bühnenrand. Beine baumeln hin und her. Ist gelangweilt. Schaut auf seine Uhr. Kreide aus Hosensack, fängt an etwas zu malen.
Eigentlich hätte es schon vor einigen Minuten anfangen müssen.Sie sind sich über irgendetwas nicht einig, deshalb die Verspätung.
THE PROFESSOR (GS)
kommt auf die Bühne. Dreadlocks, in Form von einem (Bowler)Hut, einige Schmetterlinge auf seinem Haar-Hut, hat am Hals etwas wie ein Hundehalsbandmit Spikes. Er spielt mit seinem Haar-Hut.
Räuspert sich
Magen knurrt
Katze schnurrt
Pro-fe-ssor murrt
JUNGE
Guten Tag Herr Professor.
Der Junge schaut auf, verschmiert das geschriebene und geht langsam auf ihn zu
Die Enten haben ganz viel gefressen von der Grabbepflanzung. Soll ich wieder was bringen?
THE PROFESSOR (DS)
nickt
dieser
zeigt auf sich
Mensch hat eine chronotope kryptogene Aphasie, die Zeit hat dessen Sprache vertrieben
JUNGE
Flüstert eine Fragezu THE PROFESSOR, die er loshaben will, ungeachtet dass er auf der Bühne steht.
Hat die Autorin Sie mal gefragt, wie Sie mit der Aphasie zurechtkommen?
THE PROFESSOR
schüttelt den Kopf. Macht den Anschein, dass er gerade diesen Zustand auch nicht so toll findet.
JUNGE
Muss gehen, komm dann wieder
DIE AUTORIN(UND REGISSEURIN)
halb verdeckt vom Bühnen Vorhang, aber sichtbar,
sieht zu ob alles mit rechten Dingen zugeht
THE PROFESSOR (GS)
nickt,geht zum Baum. Lehnt sich dran.
ping
Dingsbums
pong
was ist das Wort
ponging
mentorum
moment
mentum
mein Kinn
ich halte es hin
Wort Schatz
G‘sindel
Schwindel
Fündel
das Wort
wo ist das Wort
kanns nicht finden
DIE AUTORIN(UND REGISSEURIN)
zum the Professor, deutet auf iPad
THE PROFESSOR (DS)
Ausklammerung im Dialog, Verlangsamung, ergibt alles in allem die ungleiche Gleichstellung, beschriebenes unverblümtes Sichtfeld, inspiziert initiiert intendiert, auf der Jagd nach der inneren Resonanz, Gefühlsoceane, dieses Wort, Wordschatz, jedes Wort sei ein geschaffter Schatz, würd man meinen, fühlt sich aber nicht so an, Resonanz im Bauch spiegelnd, der Baum er steht immer noch
THE PROFESSOR (GS)
angestarrt
beglotzt
angeschnarrt angestarrt
beglotzt
angeschnarrt angestarrt
beglotzt
angeschnarrt genervt
genervt
genervt
THE PROFESSOR (DS)
ein Bündel, Trotzdem und überhaupt, ein Tümpel von Buchstaben "barbarus hic ergo sum quia non intellegor ulli" weil ich von niemandem verstanden werde, bin ich hier der Barbar
THE PROFESSOR (GS)
Hat
die
Maus
die
Mandeln
und
das
Marzipan
Gemaust
uuuuuuuuuuu…..
öööööööööööö…..
üüüüüüüüüüüü….
Oooooooooooo….
DIE AUTORIN(UND REGISSEURIN)
zum the Professor::deutet energisch auf iPad
THE PROFESSOR (GS)
Max
macht
Wachs
Masken
wachs
Wachs
Masken
wachs
macht
Max
Mmmmm….
Nnnnnnnn….
Eeeeeeee…..
Mmmmm….
Eeeeeeeeee…..
THE PROFESSOR (DS)
Prozesse Praktiken Glaubenssätze, Bevorzugung von bestimmten Fähigkeiten, die als essentiell projiziert werden, während gleichzeitig das wahrgenommene Abweichen oder Fehlen von diesen essentiellen Fähigkeiten als verminderter Daseinszustand etikettiert wird
THE PROFESSOR (GS)
gebrochen
beschädigt
ausgedient
marode
kaputt
defekt
lädiert
futsch
erledigt
angeknackst
ramponiert
im Eimer
THE PROFESSOR (DS)
Charakterisierung des Menschen als weltbildend, wogegen der Stein als weltlos, das Tier als weltarm sei, wobei man bedenke wie das Känguru im Rhein landete, bei seinem eigenmächtigen Ausflug stürzte das Beuteltier in den Rhein, kam dabei ums Leben,
DIE AUTORIN(UND REGISSEURIN)
zum the Professor: fuchtelt mit den Händen um ihn aus der ‚Sprechpause‘ zu bringen
THE PROFESSOR (DS)
man weiss nicht warum, wobei das Känguru in Australien den Umgang mit Wasser, id est baden in Ozeanen zur Genüge übt, und wie kommt es, dass die allgemeine Annahme sei, keine Sprache keine Sozialisation, oder nach Gene Plunka, dass Aphasiker unthinking animals seien,
THE PROFESSOR (GS)
gluteus
maximus
weissglut
wütend
zerschunden
schadhaft
abgefuckt
gestört
angeknackst
gebrochen
havariert
handikapiert
habs geschnallt
kapiert
begriffen
gecheckt
DIE AUTORIN(UND REGISSEURIN)
Verschwindet hinter dem Vorhang
THE PROFESSOR (DS)
Organismen, die eine natürliche Sprache besitzen, haben das Bewusstsein, zu wissen wie es ist, bewusst zu sein,
räuspert sich
aber was das Bewusstsein eigentlich ist und wie es kommt, ist nach wie vor unbekannt
geht zur Plattform, zieht den Regisseur Stuhl aus der Erde, schüttelt in, sitzt sich auf dem Regisseur Stuhl.Schweigt.
JUNGE
von vorne her angeradelt, winkt dem PROFESSOR zu, merkt aber, dass er gar nicht beachtetwird vom PROFESSOR. Entschuldigend zum Publikum:
glaube,er hat eine längere Sprechpause
Lehnt sein Fahrrad an etwas und sitzt sich auf den Bühnenrand in der Mitte.
Aber es geht dann schon weiter!
Schaut nach hinten auf den PROFESSOR. Der schweigtimmer noch und schaut in den Himmel.
Kennt Ihr das, Hangman? Das mit den Punkten pro Buchstaben.
drei Worte sind‘s
zählt mit seinen Fingern:
sechs und drei und fünf, macht vierzehn Buchstaben
Macht mit seiner Kreide 14 grosse Punkte am Bühnenrand.
Ein Theaterstück ist es. Das müsst ihr erraten. Wer fängt an?
Spielt Hangman mit dem Publikum
THE ESTATE OF PERFORMING RIGHTS
steht aus dem Publikum auf
Stop stop stop! Meinen Sie, ich weiss nicht auf welches Stück sie anspielen. Wo ist der Regisseur. Ich will mit ihm reden. Was schaust Du mich so blöd an. Geh ihn holen! Sofort! aber zackig!
JUNGE
geht schnell nach hinten ab. Kommt dann mit Autorin / Regisseurin
DIE AUTORIN(UND REGISSEURIN)
tritt auf, etwas aufgeregt, beschwichtigend
MR/MS ESTATE OF PERFORMING RIGHTS
Ist das jetzt die Regisseurin oder die Autorin? Sie wissen hoffentlich, dass ich sie anklagen kann?
Genüsslich
Und das werde ich tun! Ich habe vollumfängliche Erfahrungen mit Leuten wie sie. Mir gehören die Urheberrechte! Ich kann sagen, wann und ob ich etwas aufgeführt haben will und daran haben sie sich zu halten.
DIE AUTORIN(UND REGISSEURIN)
Guten Tag
und leise zu sich selber
komischer Kauz
Lauter
Ich nehme an, sie sind The Estate of Performing Rights. Wenn Sie unser Theaterstück sehen werden...
MR/MS ESTATE OF PERFORMING RIGHTS
Will ich NICHT! Falls sie es doch tun, werde ich ihnen einen Prozess machen, dass es nur so knallt!
DIE AUTORIN(UND REGISSEURIN)
ich kann’s ihnen nur kurz..
MR/MS ESTATE OF PERFORMING RIGHTS
Schneidet sie
Nein, können sie nicht!
DIE AUTORIN(UND REGISSEURIN)
kein Rehash....
MR/MS ESTATE OF PERFORMING RIGHTS
Quatsch, quatsch, hab alles schon gehört!
macht Photos mit seinem Phone vom Bühnenbild, den drei Gräbern, dem Baum, vom Professor, insbesondere seiner Hut-Haarpracht
DIE AUTORIN(UND REGISSEURIN)
murmelt vor sich hin oder zum Publikum
Schon mal was gehört von ’Fair Use’? Man kann doch ein Bühnenbild-Zitat nehmen und es dann weiterentwickeln? Und überhaupt, alle Künstler lassen sich inspirieren von einem anderen Künstler. Das ist kein Ideendiebstahl! Für mich jedenfalls nicht!
Lauterzum MR/MS ESTATE OF PERFORMING RIGHTS
Ich erachte es als ein Kompliment, dem anderen Künstler gegenüber, wenn ich mich durch sein Kunstwerk inspirieren lasse! Und dann ersteht ja sowieso ein neues Kunstwerk oder eben jetzt ein neues Theaterstück.
Sagtzum Publikum
Hemmschuh ist’s was es vertritt.
THE PROFESSOR (GS)
fährt fort
etwas
begriffen
in meinem Kopf
AUTORIN (UND REGISSEURIN)
The Professor spricht nicht aus seinem Skript, Autorin steht unruhig auf der Seite, leise
Zeilen bitte!
THE PROFESSOR (GS)
passierte
im Gehirn nämlich
nicht mehr sprechen
Katastrophe
herumflimmern
total den Faden
verloren
overload
begreifen
wie wird es weiter gehen
morsen konnte ich
doch noch
Lichtblick
AUTORIN(UND REGISSEURIN)
missbilligend und jetzt lauter
das steht gar nicht in meinem Stück. Das habe ich nicht geschrieben. Zeilen bitte
THE PROFESSOR (DS)
deutet auf die Regisseurin
und sie kann es nicht begreifen, wenn von mir andere Worte kommen, schau mich nicht so beleidigt an, ich will das nicht, dass von anderen bestimmt wird, was ich zu sagen habe, und schon gar nicht, was ich denke, das ist das schlimmste, dass sie alle meinen, nur weil ich Mühe habe, etwas zu gacksen, dass sie meine Sätze beenden können, das bringt mich zur Weissglut.
AUTORIN(UND REGISSEURIN)
wird immer nervöser, je länger die vermeintliche Sprechpause.
THE PROFESSOR (DS)
Wieso traut mir keiner was zu, wollen mich bevormunden, mir den Text ins Maul legen
MR/MS ESTATE OF PERFORMING RIGHTS
Übrigens warum macht der Schauspieler so elend lange Sprechpausen?Soll das ein neuer Trend sein?
AUTORIN(UND REGISSEURIN)
nimmtdenMR/MS ESTATE OF PERFORMING RIGHTS zur Seite
Der Schauspieler ist ein Aphasiker. Die haben so Sprechpausen. Da kann man nicht machen. Aber das passt ja zu diesem Stück.
Zum THE PROFESSOR
Zeilen, bitte, keine Improvision
THE PROFESSOR (GS)
fährt fort
mein Körper
wie ein Holzblock
kantige Bewegung
Pause
dünne Kordel
geschleudert
aus normalem Leben
mein Körper
wurde verändert
Schnittwunden
scheint repariert
unsichtbare Narben
bin nicht gebrochen
nur ein wenig zerrissen
war immer derselbe
AUTORIN(UND REGISSEURIN)
sollst Deine Zeilen sprechen
THE PROFESSOR(GS)
unterbricht sie
überhaupt
sie wollen sich nur
auf meinen Kosten
profilieren
was bilden Sie sich
eigentlich ein
und überhaupt
das ist mein
Monolog
ironisch
ich bitte
Sie beide
höflichst
meine Plattform zu verlassen
spediert die beiden an den Rand der Bühne:
denen hab ich’s gesagt
so da wären wir wieder
AUTORIN (UND REGISSEURIN)
MR/MS ESTATE OF PERFORMING RIGHTS
schauen sich verdutzt an
AUTORIN (UND REGISSEURIN)
scheint etwas verletzt zu sein
MR/MS ESTATE OF PERFORMING RIGHTS
Da haben wir’s. Schauspieler, die nicht mehr auf die Regisseure hören und, auf mir nichts dir nichts, herumpalavern. Und wissen Sie, wer für die ganze Misere verantwortlich ist? Sie! Nur Sie, Frau Regisseurin, weil sie noch einen Behinderten auf die Bühne geholt haben. Und weil Sie, wahrscheinlich aus dummer Höflichkeit, nicht fähig sind, jetzt durchzugreifen. Greifen Sie mal durch, machen Sie was, das ist ja zum Kotzen!
AUTORIN (UND REGISSEURIN)
Ich kann’s einfach nicht begreifen. Er ist sonst nicht so....
MR/MS ESTATE OF PERFORMING RIGHTS
Störrisch, borniert, ja borniert ist er! Was meint er überhaupt, wer er ist! Wenn da jeder Schauspieler den Text zu seiner eigenen Rolle auswählen würde, das wäre ja unfassbar! Können Sie Sich das vorstellen? Nein können Sie nicht! Sag’s Ihnen ja, da müssen Sie einschreiten! Und so oder so, das Recht des Schauspielers beschränkt sich auf die Ausführung des gegebenen Textes. Nicht, dass sie alle das Gefühl bekämen, sie müssten sich neue Passagen ausfindig machen. Sie müssen Ihren Schauspielern Grenzen setzen. Sehen Sie denn das nicht auch so? Wo käme man denn da hin, wenn einem die Schauspieler wie bockige Pferde in alle Richtungen gehen würden. Stellen Sie sich mal vor, Sie, der Kutscher, sitzen da oben, fahren vierspännig, das Publikum sitzt in der Kutsche, ist eine Metapher natürlich, und aufs Mal, da überlegen’s sich die Pferde anders und denken, sie wollen sich nicht durch Sie lenken lassen, und traben somit alle in eine andere Richtung. Können Sie sich vorstellen, was das auslösen könnte? Bei Ostermeier, da ist es auch passiert, dass der Schauspieler als Hamlet wie ein rasendes Pferd über die Sitze des Publikums getürmt ist und dann dem Kritiker den Notizblock weggerissen hat!
AUTORIN (UND REGISSEURIN)
Habe davon gehört.
Undeutlich für MR/MS ESTATE OF PERFORMING RIGHTS,
Hat ihnen aber nicht geschadet.
Lauter
Soviel ich weiss, gingen sie mit dem Stück über Jahre auf Tournee....
Zum the Professor
halten Sie sich ans Stück jetzt, bitte...
.
THE PROFESSOR(GS)
manchmal
manchmal sage ich es
manchmal nicht
manchmal sehe ich’s
manchmal bin ich immer zu spät
manchmal verstehen sie mich nicht
AUTORIN (UND REGISSEURIN)
Ich habe sie extra genommen, trotz ihres Handicaps. Jetzt stehen sie auf der Bühne. Wo sind die Zeilen, die wir miteinander gelernt haben?
THE PROFESSOR (DS)
Die hat mich als Schauspieler ausgesucht, weil sie gesehen hat, dass andere Regisseure sehr gut mit der Behindertenmasche gefahren sind, punkto Kritiken! Ansonsten ist hier die Hierarchie im besten Gange! Behinderte, die fragt man nicht, man sagt ihnen, was zu tun ist!
AUTORIN (UND REGISSEURIN)
spielt unruhig mit ihrem Bagde vom Theater. Sie will, dass the Professor zu sprechen anfängt. Seine Sprechpausen gehen ihr auf den Wecker.
THE PROFESSOR(GS)
unbeirrt
manchmal schaue ich zu traurig drein
manchmal muss ich mich zwingen
manchmal habe ich den Wunsch zu sterben
manchmal bin ich zu faul
manchmal lass ich es raus, schreie
manchmal bin ich froh, dass ich nicht mehr arbeiten muss
manchmal fühle ich mich hoffnungslos
AUTORIN (UND REGISSEURIN)
aufgebracht
Scheisse! Ich will, dass sie meine Zeilen sprechen, das ist mein Ding, mein Theaterstück, und sie haben sich daran zu halten!
THE PROFESSOR(GS)
schaut sie an, fährt unbeirrt fort
manchmal denke ich – habe nicht viel Glück.
manchmal spreche ich darüber
manchmal nicht
manchmal ist es nur traurig
manchmal sehe ich’s
manchmal
manch
mal
AUTORIN (UND REGISSEURIN)
geht wütend ab
THE PROFESSOR (GS)
Pyramide
mittendrin
like a Pharao
Leben ist außerhalb
there is thinking
trommelt sich auf den Kopf
in here
und Gefühle
Steine Steine Steine
niemand wird es realisieren
Pyramide
THE PROFESSOR (DS)
In seiner philosophischenAnthropologie spricht Kamlah von Widerfahrnis, Ereignisse denen man ausgesetzt ist, ohne etwas dafür zu können, dass einem etwas zustösst, was nicht die Folge eigenen Tuns ist, und einen unvorbereitet antrifft
Räuspert sich vor dem Ereignis bewohnte ich eine Insel, umgeben von einem gewaltigen Meer von überschäumenden Texten, aber das ganze Meer versickerte durch den Plughole hinab, denn Aphasie opened it up,
THE PROFESSOR (GS)
Gefangener
im Meer von
Zweifeln
zwinge mich
zu schwimmen
Worte richtig zu sprechen
Meistens zwecklos
manchmal nicht
THE PROFESSOR (DS)
Ein Buchstabe bedeutet recht wenig, aber bereitet einem viel Mühe beim Wiedererlernen, Buchstabe nach Buchstabe, daraus entstehen Worte, daraus Ideen, das Denken kommt zuerst! That’s what I know!
Fängt ironisch das Lied ‚Rumpelstilzchen’ zu singen an
„Ach wie gut, dass niemand weiss, dass ich denken kann…“
MR/MS ESTATE OF PERFORMING RIGHTS
Zieht das Bühnenbild, auf demthe Professorimmer noch steht, mühsam zur Seite,
Sprechpausen, dass ich nicht lache!
will das Theaterstück beenden auf diese Weise
Wo sind wir denn, auf einer Krüppelshow!
THE PROFESSOR (DS)
lässt sich nicht anmerken, dass das Bühnenbild mit ihm fortgeschoben wird.
Objektive Realität zu erkennen wird mit der Begründung bestritten, da jeder Einzelne sich seine Wirklichkeit im eigenen Kopf konstruieren würde.
AUTORIN (UND REGISSEURIN)
kommt auf die Bühne, sie will nicht, dass auch noch das Bühnenbild von der Bühne geschoben wird. Zu MR/MS ESTATE OF PERFORMING RIGHTS
Hey, was machen sie denn da!
Sie zieht auf der entgegengesetzten Seite. Sie geben sich ein Ziehduell
Schimpfduell von MR/MS ESTATE OF PERFORMING RIGHTS und derAUTORIN (UND REGISSEURIN)
MR/MS ESTATE OF PERFORMING RIGHTS
Sie ausgediente Stöckelschuhträgerin
AUTORIN (UND REGISSEURIN)
Was, sie havarierter Salmonelleneierkuchen
MR/MS ESTATE OF PERFORMING RIGHTS
Beschädigte Geisterbeschwörerin
AUTORIN (UND REGISSEURIN)
Lädierter Lederzangenhalter
MR/MS ESTATE OF PERFORMING RIGHTS
Ramponierte Kloschüsselbrillenhalterin
AUTORIN (UND REGISSEURIN)
Defekter Lackaffe
MR/MS ESTATE OF PERFORMING RIGHTS
Zerschundene Grossbuchstabenperson
AUTORIN (UND REGISSEURIN)
angeknackster Schiessplattenauswechsler
MR/MS ESTATE OF PERFORMING RIGHTS
apartige Grossmaulklappe
AUTORIN (UND REGISSEURIN)
Erledigter Fussballcoach
MR/MS ESTATE OF PERFORMING RIGHTS
abgefuckte Vogelscheuche
AUTORIN (UND REGISSEURIN)
Gestörter Trinkgeldschwätzer
MR/MS ESTATE OF PERFORMING RIGHTS
Sie havarierter Zuluwindbeutel
AUTORIN (UND REGISSEURIN)
Geschnallter Bananenkrümmungsbestimmer
bei diesen Wortengibt sichMR/MS ESTATE OF PERFORMING RIGHTSgeschlagen und begibt sich nach hinten links, immer noch sichtbar.
THE PROFESSOR (DS)
Aphasiker können verstehen, was andere zu ihnen sagen, sie wissen auch, was sie antworten wollen, aber sie können es nicht artikulieren, da haben wir das Geschenk, dann dazu kommt, dass man mit Affen im gleichen Atemzug abgehandelt wird, und dabei müsste man dankbar sein, dass sie einem nicht auch das Denken verbieten