An diesem Morgen
An diesem Morgen der 12. Dezember 2015, habe ich meine Träume aufgeschrieben. Zum ersten Mal, so ein Traumtagebuch, soll es werden. Funny, aber in den Träumen kann ich frei sprechen. Beim Aufschreiben der Träume komm ich an meine Sprachbarrieren. Plötzlich weiss ich nicht mehr, ob ich auf Englisch oder Deutsch gesprochen habe. Ich beschliess’, dass es englisch war. Unweigerlich. Ich weiß, dass die andere Person sich mit einem englischen Idiom ausdrückte. Im Traum hörte ich es. Aber wach kann ich die Redewendung nicht finden. Ich kann es nur circumphrasieren.
Ich schreibe im Bett, damit meine Träume sich nicht verflüchtigen. Also kann ich nicht den all-usefull Computer benutzen mit seinen Wörterbüchern, Translation oder idiomatischen Ausdrücken. Das iPhone ist zu weit weg, am aufladen.
Eigentlich ist das genau so, das mit dem Computer, wie ich meine Texte schreibe. Ich habe einen awfully busy Computer-Bildschirm. Mit englischem Wörterbuch, dem Duden fürs Deutsch, Larousse beim Französischen (alle Sprachprogramme gleichzeitig geöffnet, manchmal weiss ich das spezielle Wort nur auf Französisch oder Deutsch, bin aber an einem englischen Text) und dann das Übersetzungswörterbuch von Deutsch auf Englisch, Englisch auf Deutsch, Französisch auf Deutsch, Französisch auf Englisch. Noch dazu kommen die Wörterbücher für englische Idiome und deutsche Redewendungen.
Wordfinding ist immer noch wie eine Erforschungsreise für mich.
Vielleicht, weil ich etwas auf genau diese Weise sagen will und nicht davon abzubringen bin, muss ich den Thesaurus in englischer und deutscher Sprache vor mir haben. Auf diese Art kann ich dann aus den vielen Wörtern die mir angeboten werden, dasjenige auswählen, das am besten passt oder dem gedachten Wort am nächsten kommt. (Das Umsetzen vom Gedachten zum Gesprochenen oder Geschriebenen ist nicht so leicht wenn man das hat, was ich habe) So sprenge ich, mit Hilfe des Thesaurus, meinen eigenen Perfektionismus, der übrigens eine Bremse für meine Wortsuche ist.
Nur kann ich das jetzt nicht tun. Denn ich bin im Bett und schreibe die Träume auf die ich gerade hatte. Ich müsste also aufstehen und mich ankleiden. Es ist Dezember in der Schweiz, zu kalt, um mit nur einem Negligé am Computer zu sitzen. Einen Morgenmantel habe ich zur Zeit keinen.
Und ich will alles schnell schriftlich annageln. Träume haben ein verflüchtigendes merkwürdiges Dasein. Worte spielen hide and seek mit mir. Ich habe überhaupt kein Interesse am Spiel das mir die Worte aufzwingen wollen. Und doch muss ich spielen. Lasse mich also auf den Kampf ein. Jedoch die Worte gewinnen diesen Kampf.
Und ich weiss immer noch nicht, was die andere Sache war, über die ich schreiben wollte. Letzte Nacht beim Einschlafen oder im Halb-Traum wusste ich es. Aber ich war zu müde, um es aufzuschreiben. Ich wollte es im Gedächtnis posten. Mein Gedächtnis, von dem ich Informationsbrocken nach einer Nacht Schlaf abrufen kann. Have to laugh. Ja, ich kann mich auf mein Gedächtnis verlassen. Nur eben was die Erinnerung über Worte oder Formulierungen anbelangt, das ist eine andere Sache. Wenn’s um’s Schreiben oder in Sachen Sprechen geht, da hat mein Gedächtnis hat seinen eigenen Willen. Jetzt weiß ich wieder, was ich sagen wollte.
Wenn ich ins Bett gehe, mein Körper entspannt sich, mäandern meine Gedanken von einem Punkt zum anderen. Mit diesen Gedanken gehe ich in eine Art hypnagogen Zustand über, so wie ein Halb-Traum. Und von da überflügelt mich der Traum. Ich weiß nicht, in welchen Zeitabständen das passiert, denn im Halb-Traum verliere ich das Zeitgefühl.
Ich mache das Traumtagebuch als Vorbereitung zum Klarträumen. Lucid dreaming wird von einigen Sportlern benutzt um Bewegungsabläufe im Traum nochmals durchzugehen. Hab ich gelesen. Why not in my case, habe ich mich gefragt. So mache ich das Tagebuch der Träume.
Ich muss lernen, meinen Träumen Befehle zu erteilen, und weil ich ja diejenige bin die träumt, sollte ich meinen Wünschen nachgehen. Erfolgsquote passabel. So far. Ich kenne all die Bewegungsabläufe, also sollte ich den Klartraum für meine Zwecke umfunktionieren. Will's ausprobieren.
Zuerst den Träumen einen Gedächtnisstandpunkt geben. Ich will's ja aufschreiben. Ich glaube eine passende Metapher sollte Wunder wirken. Heute Abend vor dem Einschlafen sollte ich eine geeignete Metapher haben. Vielleicht kann ich die Erfolgsquote verbessern. Dann kann ich endlich mit dem Klarträumen anfangen. Beziehungsweise den Traum führen, Bewegungsabläufe nachzuvollziehen.
Im Bett überlegte ich mir eine passende Metapher die mir helfen könnte die Träume festzuhalten um sie dann aufzuschreiben. Ich dachte an farbige Korallen. Die haben ja auch einen Standpunkt. Korallen fand ich eine schöne Metapher. Träume sind ebenso farbig im weitesten Sinne und sie bewegen sich auch im Strom des Schlaf-Meeres. Dachte ich. Das Bild könnte mir im Traum behilflich sein um am Morgen die Träume aufschreiben zu können. It worked. Ich erinnerte mich an den längeren Traum. Und in dem Traum fiel mir inmitten des Traumgeschehens die Metapher herein, ich lächle, und denke gut gemacht.
Budding Oneironaut?
Corinne Othenin-Girard 2016 / 2020