über die Sprache in einem halben Satz
Ich komme an die Sprache von einem anderen Punkt als Beckett, und doch findet der Satz von ihm, ein Loch nach dem anderen, in ihr (der Sprache) zu bohren, bis das Dahinterkauernde, sei es etwas oder nichts, durchzusickern anfängt, eine Resonanz in mir und Unsagbares sprachlich darzustellen ist mir irgendwie bekannt, doch wieder auf andere Art, und Schweigen ist kein utopischer Zustand für mich, ist ein mir aufgezwungener Zustand, mit Händen und Füssen wehrte ich mich dagegen, je vais continuer, wie der Namenlose von Beckett sagte, weiterschreiben, wieder zu schreiben, weitersprechen oder es zu versuchen, immer wieder, meine Gedanken abzugrasen, und ihnen einen Fixationsgrund, Fixationspunkt zu geben, geschriebenes ist ja fixiertes, thinking I could, meine ganze Energie ging in's Denken, bin ins Sprachlose katapultiert worden, auch Schreiblose, kannte Buchstaben, wie die zusammengehören in einem Wort, wusste ich nicht, Momentaufnahme, immer noch Wortunterbrüche, wordfindings, in Gedanken hatte ich's eben noch, legte sich nicht auf meine Zunge, rechtsumkehrt, Unsichtbarkeitsumhang angezogen, hat sich in ein Sumpfloch verkrochen, nicht beim Schopf zu fassen, Niemandsland der Sprachlosigkeit, meine Identität wollte sich nicht da hinein fügen, zupfte Gulliver-like jedes Wort aus dem Sumpfloch, immer wieder, immer wieder, immer wieder, hab eine richtige polyglotte Wortsammlung by now, kann mich damit sehen lassen, wenn ich's selber so sagen darf, ich sag's, ist mir gleich was andere dazu denken, auf jeden Fall hab's schon weit gebracht, und jetzt schreibe ich, schreibe besser als ich spreche, immer wieder Sprechpausen, im Schreiben hört man nicht die Unterbrüche, mein Redefluss verschwindet im Strudel, machmal ist's ein mickriges Bächlein, ein Rinnsal, eine Gletscherrutschbahn, ein schwarzes Loch schuf the stroke in mir, schaute nicht in der Abgrund, der war für mich zweimal unsagbar, einmal because I was dumbfounded, stunned, paralyzed, nicht nur right sided, den grauen Mantel, den dieser Zustand über mich geworfen hat, konnte, wollte ich nicht sehen, hatte brennenderes zu tun, so schnell wie möglich auf meinen Beinen stehen, vorärts gehen, und dann das zweite mal unsagbar, weil ich gar keine Stimme hatte, Sprache futsch, das ist so bei einer kompletten Aphasie, ich konnte es ja gar nicht sagen, es ging gar nicht, kämpfte mich zurück zu den Sprechenden, hatte Widerstand, zumal ich mehr Sprechpausen hatte und die Leute sich genötigt fühlten, mir sprachlich auf die Beine zu helfen, ging gänzlich, und jetzt habe ich so ein Sumpfloch wieder, hatte den ganzen Satz in Gedanken, wollte das dritte Wort eintippen, da war's nicht mehr da, schreib jetzt den Satz weiter, ging gänzlich daneben, in die Hosen, denn die Leute wissen nicht genau was ich sagen will, können die ja auch nicht, wenn die Leute immer noch meinen das ihr Sprachzug der schnellere ist und sie mich überholen müssen, biege ich schnell ab, man kann auch mit einem langsameren Zug schnell zum Ziel kommen, wenn man ein Ziel im Auge hat, zügig, zügiger, am zugkräftigsten, laufe herum mit dem Foreign Accent Syndrom, gibt’s wirklich, mein Gaumen bemüht sich der Zunge ein Vorbild zu sein im Auslegen der Buchstaben, machmal geht's, oder auch nicht, vorallem am Telephon, da bieten mir die Leute alle möglichen Sprachen an, ohne zu hören was ich eigentlich wollte, swiss disease, kenn es selber, meine Identität scheint Staatenlos, scrutinizers go and jump, meine Identität ist verwurzelt über die Gedankenwelt, verschlungen mit meiner Ideenwelt, da stehe ich als Baum, verknüpft mit dem nährstoffreichen Sprachgedankenboden, den jedem zusteht, der common ground ist, mehr als nur in einer Dimension,
da steckt vielleicht ein Aroma oder Klang hinter den Gedankenbodenworten, und man kann mit ihnen eine Zeitreise machen, wenn man es zulässt, kann man sie erfühlen, nein ich bin nicht verrückt, nur eben anders, vielleicht so anders auch nicht,
© Corinne Othenin-Girard 2016 / 2020